Sonntag, 9. Dezember 2012

Staer - Staer (Discorporate)

Den meisten Nicht-Skandinaviern dürfte die norwegische Hafenstadt Stavanger hauptsächlich als europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2008 bekannt sein; Diesen Status hatte sich Stavanger auch redlich verdient, denn seit gut einem Jahrzehnt ist die Stadt Heimat einer scherzhaft „Nor-Wave“ genannten Noise-Rock Szene – einer Szene, die Bands wie Noxagt, Ultralyd oder MoHa! umfasst – und es ist doch schön, dass die Granden der EU endlich einmal Underground-Kultur anerkennen!

Zugegeben, die Ernennung zur Kulturhauptstadt mag durchaus „auch“ andere Gründe gehabt haben, der Zusammenhang mag sogar frei erfunden sein, aber eigentlich kann uns das egal sein, denn die Nor Wave lebt auch ohne den Segen der EU. Jüngstes Beispiel ist das Trio Staer, das ganz in der Tradition der genannten steht und dessen Sound eine starke Verbundenheit insbesondere mit Noxagt verrät. Nirgends ist das so deutlich wie in French Erotique, dem vierten Track ihres Debütalbums: Kreischsingende Gitarren, ein mahlender Bass und fjordartig zerklüftete Rhythmen rücken diesen Track in unmittelbare Nähe von Noxagts drittem und bisher leider letztem Album – wobei der Drummer hier einen Groove an den Tag legt, der bei solch schweren Soundmassen doch beachtlich ist, eine Leistung analog zu einem Balletttanz mit einem kleinen Elefanten auf den Schultern. Sex Varnish dagegen weist die Band eher als Wahlverwandte von Steve Albinis Shellac aus: Ein Classic-Rock Riff wird so lange breitgetreten, bis nichts mehr von ihm übrig ist – nur um gegen Ende unter mächtigem Getöse wieder auf die Bühne zurückzukehren (Menschen mit Bildungsdünkel mögen das „Dekonstruktion“ nennen). Im augenzwinkernd betitelten Dr. Life zeigen sich Staer zu guter Letzt von ihrer psychedelischen Seite, neun Minuten lang marschieren die Drums und jubilieren die Gitarren, als hätten Lightning Bolt und Glenn Branca zueinander gefunden.
Kein Zweifel, Staer haben alle Vorzüge und Stärken der Stavanger-Szene verinnerlicht; Stärken, die die Band zugleich wohltuend von einem nicht kleinen Teil ihrer Corpsepaint-tragenden Landsleute abheben. Dazu gehört auch, dass hier die Musik für sich, und nicht für irgendeine fragwürdige Ideologie spricht – das hier ist „harte“ Musik, die auf ihre eigene Wucht vertrauen kann, und sich nicht in witzlosen Bierernst flüchten muss. 

http://www.mozartkebab.com/
http://www.discorporate-records.com/


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