Freitag, 30. November 2012

Yowie - Damning With Faint Praise (Skin Graft)


Damning with Faint Praise ist zugleich Albumtitel und Rezeptionsanweisung der Band: „Love it or leave it“, Liebe oder Hass, aber bitte keine lauwarmen Reaktionen, keine Indifferenz. Wenn wir uns die Entstehungsgeschichte dieses Albums vor Augen führen, dann darf uns diese Haltung nicht verwundern: Wer möchte schon dass sein Werk, in siebenjähriger mühevoller Arbeit (Yowies Debüt erschien 2004) unter ständiger Zuwendung von Herzblut, Schweiß und Tränen herangezogen, mit einem achselzuckenden „ganz nett“ abgekanzelt wird? Es ist jedoch fraglich, ob ein Album wie dieses, das in jeder Hinsicht aufs Ganze geht, überhaupt eine solche Reaktionsform zulässt…..Schon das erste Stück Slowly But Surly wirft uns mitten ins Geschehen und lässt uns keine Zeit, die wie von einem Windstoß zerzauste Frisur zu richten oder das gewohnte, distanzierte Pokerface wieder aufzusetzen: Wie in einem virtuosen Tennisspiel werden uns hier die Bälle um die Ohren geschlagen, die beiden Gitarristen denken sich die raffiniertesten Finten aus, doch der Drummer bringt jeden noch so fies angeschnittenen Ball mit der Elastizität und Ruhe einer Gummiwand zurück. Doch diese Sportmetapher wird Yowie nicht gerecht, denn im Unterschied zu so vielen Math-Rock oder Tech-Metal Bands beschränkt sich dieses Trio keineswegs auf angeberische Griffbrettathletik. Es ist gerade das kompositorische Moment, die geistige Durchdringung noch der kleinsten Details, die Damning with Faint Praise zu etwas Besonderem macht. Augenfällig wird dies zunächst dann, wenn die drei Musiker das Tempo drosseln: Shriners Sure Do Cuss A Lot beginnt vergleichsweise verhalten, wächst sich aber nach und nach zu einem Monstrum von fast unüberschaubarer Komplexität aus; Dabei scheint es dennoch einer – wie immer auch undurchdringlichen – Logik zu folgen, es wächst wie ein Organismus, in all seinen scheinbar willkürlichen Mutationen doch zielgerichtet…
Damning with Faint Praise ist mit das Dichteste, was die (Rock)Musik seit Orthrelm hervorgebracht hat; Trotzdem verstehen es Yowie, der überwältigenden Materialfülle tatsächlich so etwas wie eine „Logik“ aufzuzwingen – eine seltene Errungenschaft. Das Trio spielt keinen Math-Rock, wenn man darunter ein klar abgestecktes Genre (was es mittlerweile leider geworden ist, mit allen Nachteilen) versteht; Yowie haben nur von den Besten gelernt, von Bands und Künstlern, die das „Genre“ zwar vorweggenommen und geprägt haben, ihm aber selbst nicht angehören (Captain Beefheart, Harry Partch, Ruins, Massacre, US Maple, Orthrelm…). Dementsprechend klingt Damning with Faint Praise wild und unberechenbar, nicht wie eine Genreübung, sondern wie ein Genre für sich – von unserer Seite droht daher nicht die Gefahr eines lauwarmen Lobes.

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